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Wie kleiden sich Salafisten?

Inhaltsverzeichnis:

  1. Wie kleiden sich Salafisten?
  2. Wie viele Salafisten gibt es?
  3. Woher kommen die Salafisten?
  4. Was glauben Salafisten?
  5. Was macht ein salafist?
  6. Was ist das Ziel der Salafisten?
  7. Was ist Salafismus einfach erklärt?
  8. Was bedeutet salafist?
  9. Was ist der Salafismus einfach erklärt?
  10. Wo leben die meisten Salafisten?

Wie kleiden sich Salafisten?

Auch zwei Jahre nach ihrem Verbot prägen Bilder von Koranverteilungen in deutschen Innenstädten und mit ihnen ihre männlichen Akteure die öffentliche Wahrnehmung vom "Salafismus". Die Szene bleibt, ähnlich wie im Falle des Rechtsextremismus, im öffentlichen Bewusstsein ein sehr männliches Phänomen. Dabei übernehmen Frauen in beiden Szenen schon immer zentrale Rollen in der Anwerbung und Weitergabe der Ideologie, die entscheidend sind für die Szenebildung und -bindung.

Dieser Beitrag plädiert für eine gendersensiblere Perspektive und gibt dafür zunächst einen Einblick in Geschlechterverhältnisse, männliche und weibliche Rollenverständnisse und Aktivitäten von Frauen in der Szene und für die Szene. Der zweite Teil widmet sich Hinwendungsmotiven von jungen Frauen und leitet aus ihnen Empfehlungen für eine gendersensible Prävention ab. Dies beinhaltet eine Auseinandersetzung mit Genderdynamiken insgesamt. Nicht nur Frauen haben ein Geschlecht – auch bei Jungen und jungen Männern in der Szene wirken Rollenbilder und Vorstellungen von Männlichkeit und Weiblichkeit. Die Geschlechterforschung bietet hier viele Ansatzpunkte, die in Forschung und Praxis stärker nutzbar gemacht werden sollten.

Wie viele Salafisten gibt es?

Ende März 2018 schätzte das Bundesamt für Verfassungsschutz die Zahl der Salafisten in Deutschland auf 11.000. Im Jahr 2011 hatte die Behörde der Szene noch rund 3.800 Anhänger zugerechnet, im Jahr 2013 waren es bereits 5.500. Auch Beobachter außerhalb der Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Szene seit etwa 10 bis 15 Jahren erheblichen Zulauf hat. Die Zahlen sollten dennoch mit Vorsicht betrachtet werden. Denn Experten weisen darauf hin, dass die 2011 veröffentlichte Zahl womöglich deutlich zu niedrig angesetzt war, weil den Behörden damals keine ausreichenden Informationen über die salafistische Szene vorlagen. Der Anstieg der veröffentlichten Zahlen könnte also auch seinen Grund darin haben, dass die Behörden möglicherweise nur genauer hinschauen und daher mehr Anhängerinnen und Anhänger als solche identifizieren. Vor allem aber ist die Zugehörigkeit zur salafistischen Szene nicht leicht zu definieren. Denn die Bewegung hat keine Vereinssatzung und kennt keine Mitgliederlisten. Die Frage, wer als "Salafist" beziehungsweise als "Salafistin" bezeichnet werden kann, bleibt eine Frage der Definition.

Die Menschen, die in der öffentlichen Debatte oder von den Sicherheitsbehörden als Salafisten bezeichnet werden, lehnen diese Zuschreibung zudem meist ab, nicht zuletzt weil der Begriff "Salafismus" in Deutschland sehr negativ besetzt ist. Sie bezeichnen das Wort "Salafist" daher gerne als "eine Erfindung der Medien".

Woher kommen die Salafisten?

Der Ausdruck „Salafiyya“ setzt sich zusammen aus dem arabischen Wort für „Vorgänger, Altvordere“ (salaf) und der Feminin-Form der Nisbe-Endung (-iyya), einem recht produktiven abstrakta-bildenden Suffix, das sowohl dem deutschen -heit entspricht, als auch der Bildung von /-ismen/ dient. Der Begriff Salafiyya kann daher frei als „die Orientierung an den frommen Altvorderen“ wiedergegeben werden. Zu verschiedenen Zeiten haben sich Bewegungen herausgebildet, deren Verständnis des Islams sich an der Frühzeit der Religion orientiert und das daher von ihren Anhängern als unverfälscht angesehen wird. Je nach Kontext waren diese radikalen Strömungen unterschiedlich geprägt und hatten unterschiedliche Forderungen. Gemeinsam ist ihnen jedoch ein Fundamentalismus im Wortsinne, da viele Jahrhunderte theologischer Entwicklung ignoriert werden, um direkt zu den Quellen Koran und Sunna zurückzugehen. Ein Anhänger der Salafiyya wird als Salafi bezeichnet, der inzwischen übliche Ausdruck Salafist bezieht sich meist nur auf die zeitgenössische Bewegung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die reformistische Strömung des Modernismus Salafiyya genannt und damit positiv konnotiert. Inzwischen hat der Ausdruck eine Bedeutungserweiterung erfahren und wird bisweilen inflationär benutzt. Er reicht bis zu den neofundamentalistischen Strömungen des Islams und bezeichnet im Alltagsgebrauch die „Rückwärtsgewandheit“ von Muslimen, die versuchen, die Sitten und Gebräuche des 7. Jahrhunderts als Tradition in der modernen Welt zu leben. Teilweise werden auch militante Gruppierungen als salafistisch bezeichnet; die von Osama bin Laden inspirierte Salafisten-Gruppe für die Predigt und den Kampf in Algerien trägt den Begriff selbst im Namen.

Bereits in den frühen Jahrhunderten des Islams gab es Gelehrte, die der zeitgenössischen Theologie samt der gewachsenen Tradition kritisch gegenüberstanden und sich an den Fundamenten des Glaubens, an Koran und Sunna, orientieren wollten. Dabei sollte idealerweise keine Regelung akzeptiert werden, die keine Grundlage in diesen Quellen hatte.[12] All diese Punkte gelten auch für die moderne Salafiyya. Der prominenteste Vertreter, auf den die späteren Strömungen zurückgreifen sollten, war Ibn Taimīya, der bis Anfang des 14. Jahrhunderts wirkte. Sowohl die Wahhabiten als auch die moderne Salafiyya sollten seine Schriften rezipieren.[13] Nach Ibn Taimīya machte Imam Birgivi im Osmanischen Reich auf den Salafismus aufmerksam, dabei stützte er sich vor allem auf die Ansichten von Ibn Taimīya.

Der Gegenbegriff zu Salaf ist Chalaf, damit werden die nachfolgenden Generationen von Muslimen beschrieben, die über die Jahrhunderte hinweg die Tradition errichtet haben.[14] Den letzteren nachzufolgen gilt als reine Imitation (arab. Taqlid) und wird von den Salafisten zugunsten des eigenständigen Denkens verworfen. Die Chalaf werden also von den Salafisten übersprungen, die versuchen möglichst nah an die Quelle zu gelangen. Das zugrundeliegende Koranverständnis war ein buchstabengetreues.[15] Die problematische Quellenlage zum Frühislam wird dabei ignoriert.

Wichtigste Kritik der Salafisten gegenüber anderen Muslimen war dabei der Vorwurf der verwerflichen Neuerung (arab. Bid'a), die von der ursprünglichen islamischen Praxis abweiche. Dies traf zunächst die islamischen Theologen, die von griechischer Philosophie inspiriert waren (arab. Kalam). Später gerieten auch die Sufi-Orden ins Kreuzfeuer der Kritik.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert führte der Imperialismus in der islamischen Welt zur Frage nach der Dominanz des Westens. In derselben Phase kamen zahlreiche westliche Missionare in die islamische Welt, deren Vorgehensweise auch die Muslime beeindruckte.[16]

Entgegen der empirischen Feststellung, dass die islamische Welt sich nun im Rückstand befand, proklamierten die Modernisten die Vereinbarkeit von Islam und Moderne. Bedeutende Vertreter dieser Denkrichtung waren Dschamal ad-Din al-Afghani, Muhammad Abduh, Raschid Rida, Abd al-Hamid bin Badis, al-Kawakibi und andere. Sie wollten die westliche Lebensart nicht komplett übernehmen, sondern durch den Rückgriff auf die Prinzipien des Islam die zivilisatorische Stagnation überwinden. Gesellschaftliche und technologische Reformen wurden angestrebt, im Rahmen eines Geschichtsbildes, wonach der Erfolg einer Gesellschaft mit ihrer Religiosität zusammenhänge: Wenn der Islam richtig verstanden und praktiziert würde, könne die muslimische Welt wieder zu alter Stärke finden. Die Wurzel allen Übels liegt nach dieser Ansicht in der fehlenden Einheit der islamischen Gemeinschaft (Umma) und in der „Verunreinigung“ des Islams durch fremde Einflüsse. Diesem Weltbild liegt eine Dekadenztheorie zugrunde; der Islam selbst wird demzufolge nicht durch die tatsächliche religiöse Praxis seiner Anhänger bestimmt, sondern allein durch seine Ursprünge definiert.[17] Zentral ist hierbei die Rückbesinnung auf koranische Werte und Traditionen, die von den Gewohnheiten des Propheten, der Sunna, erklärt und ergänzt werden. Einen geringeren Stellenwert hat das Vorbild der Altvorderen, der Salaf.[18]

Was glauben Salafisten?

Salafismus - was ist das eigentlich? Guido Steinberg während seines Eröffnungsvortrags zur Fachtagung Salafismus. (© Tobias Vollmer/bpb)

Was ist der "Salafismus"? Und was wollen seine Anhänger, die Salafisten, die spätestens seit ihren Koranverteil-Aktionen in vielen deutschen Innenstädten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen? Was unterscheidet diese Ideologie vom "Islamismus" und "Wahabismus"? Fundierte Antworten auf diese hochaktuellen Fragen gab Dr. Guido Steinberg, Islamwissenschaftler und Islamismus-Experte von der Stiftung Wissenschaft und Politik, auf der Salafismus-Tagung der Bundeszentrale für politische Bildung im Bonner Collegium Leoninum.

Was macht ein salafist?

Die ersten drei Generationen der Muslime – die sogenannten „rechtschaffenen Altvorderen“ – werden im Arabischen „al-salaf al-salih“ genannt. Die Salaf bieten für alle gläubigen Muslime Vorbildcharakter und Orientierungshilfe. Anders als die überwiegende Mehrheit der Muslime bestehen Salafisten jedoch auf einer wörtlichen Lesart der Überlieferung über Leben und Wirken der Salaf und fordern dem Beispiel der Salaf kompromisslos zu folgen.

Das gemeinsame Ziel aller Salafisten ist es, einen schariakonformen „Gottesstaat“ mit einem Kalifen als politische und religiöse Autorität an der Spitze zu errichten. Hierzu sollen Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft nach dem Vorbild der Salaf vollständig umgestaltet werden.

Die ideologischen Grundsätze des Salafismus sind somit unvereinbar mit den im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Prinzipien, insbesondere der Demokratie, des Rechtsstaats und einer auf der Menschenwürde basierenden politischen Ordnung.

Was ist das Ziel der Salafisten?

Die ersten drei Generationen der Muslime – die sogenannten „rechtschaffenen Altvorderen“ – werden im Arabischen „al-salaf al-salih“ genannt. Die Salaf bieten für alle gläubigen Muslime Vorbildcharakter und Orientierungshilfe. Anders als die überwiegende Mehrheit der Muslime bestehen Salafisten jedoch auf einer wörtlichen Lesart der Überlieferung über Leben und Wirken der Salaf und fordern dem Beispiel der Salaf kompromisslos zu folgen.

Das gemeinsame Ziel aller Salafisten ist es, einen schariakonformen „Gottesstaat“ mit einem Kalifen als politische und religiöse Autorität an der Spitze zu errichten. Hierzu sollen Staat, Rechtsordnung und Gesellschaft nach dem Vorbild der Salaf vollständig umgestaltet werden.

Die ideologischen Grundsätze des Salafismus sind somit unvereinbar mit den im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland verankerten Prinzipien, insbesondere der Demokratie, des Rechtsstaats und einer auf der Menschenwürde basierenden politischen Ordnung.

Was ist Salafismus einfach erklärt?

Unter Islamismus ist eine vom Islam zu unterscheidende, sich auf die Religion des Islam berufende Form des politischen Extremismus zu verstehen.

Der Begriff des Islamismus ist in den 1990er Jahren in den Sozialwissenschaften entwickelt worden. Er beschreibt eine politische Weltanschauung, die die Sprache der Religion nutzt, um politische Ziele zu verfolgen. Islamismus beginnt dort, wo religiöse islamische Gebote und Normen als verbindliche politische Handlungsanweisungen mit Absolutheitsanspruch gegenüber anderen gesellschaftlichen Modellen gedeutet werden. Islamisten nehmen für sich in Anspruch, den einzig „wahren” Islam zu vertreten und wollen ihre Auslegung als verbindliche Richtschnur für Staat und Gesellschaft verwirklichen.

Was bedeutet salafist?

Bitte beachten Sie: Dieser Beitrag ist älter als fünf Jahre. Forschung, Fachdebatte oder Praxisansätze haben sich möglicherweise in der Zwischenzeit weiterentwickelt.

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Was ist der Salafismus einfach erklärt?

Der Ausdruck „Salafiyya“ setzt sich zusammen aus dem arabischen Wort für „Vorgänger, Altvordere“ (salaf) und der Feminin-Form der Nisbe-Endung (-iyya), einem recht produktiven abstrakta-bildenden Suffix, das sowohl dem deutschen -heit entspricht, als auch der Bildung von /-ismen/ dient. Der Begriff Salafiyya kann daher frei als „die Orientierung an den frommen Altvorderen“ wiedergegeben werden. Zu verschiedenen Zeiten haben sich Bewegungen herausgebildet, deren Verständnis des Islams sich an der Frühzeit der Religion orientiert und das daher von ihren Anhängern als unverfälscht angesehen wird. Je nach Kontext waren diese radikalen Strömungen unterschiedlich geprägt und hatten unterschiedliche Forderungen. Gemeinsam ist ihnen jedoch ein Fundamentalismus im Wortsinne, da viele Jahrhunderte theologischer Entwicklung ignoriert werden, um direkt zu den Quellen Koran und Sunna zurückzugehen. Ein Anhänger der Salafiyya wird als Salafi bezeichnet, der inzwischen übliche Ausdruck Salafist bezieht sich meist nur auf die zeitgenössische Bewegung.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die reformistische Strömung des Modernismus Salafiyya genannt und damit positiv konnotiert. Inzwischen hat der Ausdruck eine Bedeutungserweiterung erfahren und wird bisweilen inflationär benutzt. Er reicht bis zu den neofundamentalistischen Strömungen des Islams und bezeichnet im Alltagsgebrauch die „Rückwärtsgewandheit“ von Muslimen, die versuchen, die Sitten und Gebräuche des 7. Jahrhunderts als Tradition in der modernen Welt zu leben. Teilweise werden auch militante Gruppierungen als salafistisch bezeichnet; die von Osama bin Laden inspirierte Salafisten-Gruppe für die Predigt und den Kampf in Algerien trägt den Begriff selbst im Namen.

Bereits in den frühen Jahrhunderten des Islams gab es Gelehrte, die der zeitgenössischen Theologie samt der gewachsenen Tradition kritisch gegenüberstanden und sich an den Fundamenten des Glaubens, an Koran und Sunna, orientieren wollten. Dabei sollte idealerweise keine Regelung akzeptiert werden, die keine Grundlage in diesen Quellen hatte.[12] All diese Punkte gelten auch für die moderne Salafiyya. Der prominenteste Vertreter, auf den die späteren Strömungen zurückgreifen sollten, war Ibn Taimīya, der bis Anfang des 14. Jahrhunderts wirkte. Sowohl die Wahhabiten als auch die moderne Salafiyya sollten seine Schriften rezipieren.[13] Nach Ibn Taimīya machte Imam Birgivi im Osmanischen Reich auf den Salafismus aufmerksam, dabei stützte er sich vor allem auf die Ansichten von Ibn Taimīya.

Der Gegenbegriff zu Salaf ist Chalaf, damit werden die nachfolgenden Generationen von Muslimen beschrieben, die über die Jahrhunderte hinweg die Tradition errichtet haben.[14] Den letzteren nachzufolgen gilt als reine Imitation (arab. Taqlid) und wird von den Salafisten zugunsten des eigenständigen Denkens verworfen. Die Chalaf werden also von den Salafisten übersprungen, die versuchen möglichst nah an die Quelle zu gelangen. Das zugrundeliegende Koranverständnis war ein buchstabengetreues.[15] Die problematische Quellenlage zum Frühislam wird dabei ignoriert.

Wichtigste Kritik der Salafisten gegenüber anderen Muslimen war dabei der Vorwurf der verwerflichen Neuerung (arab. Bid'a), die von der ursprünglichen islamischen Praxis abweiche. Dies traf zunächst die islamischen Theologen, die von griechischer Philosophie inspiriert waren (arab. Kalam). Später gerieten auch die Sufi-Orden ins Kreuzfeuer der Kritik.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert führte der Imperialismus in der islamischen Welt zur Frage nach der Dominanz des Westens. In derselben Phase kamen zahlreiche westliche Missionare in die islamische Welt, deren Vorgehensweise auch die Muslime beeindruckte.[16]

Entgegen der empirischen Feststellung, dass die islamische Welt sich nun im Rückstand befand, proklamierten die Modernisten die Vereinbarkeit von Islam und Moderne. Bedeutende Vertreter dieser Denkrichtung waren Dschamal ad-Din al-Afghani, Muhammad Abduh, Raschid Rida, Abd al-Hamid bin Badis, al-Kawakibi und andere. Sie wollten die westliche Lebensart nicht komplett übernehmen, sondern durch den Rückgriff auf die Prinzipien des Islam die zivilisatorische Stagnation überwinden. Gesellschaftliche und technologische Reformen wurden angestrebt, im Rahmen eines Geschichtsbildes, wonach der Erfolg einer Gesellschaft mit ihrer Religiosität zusammenhänge: Wenn der Islam richtig verstanden und praktiziert würde, könne die muslimische Welt wieder zu alter Stärke finden. Die Wurzel allen Übels liegt nach dieser Ansicht in der fehlenden Einheit der islamischen Gemeinschaft (Umma) und in der „Verunreinigung“ des Islams durch fremde Einflüsse. Diesem Weltbild liegt eine Dekadenztheorie zugrunde; der Islam selbst wird demzufolge nicht durch die tatsächliche religiöse Praxis seiner Anhänger bestimmt, sondern allein durch seine Ursprünge definiert.[17] Zentral ist hierbei die Rückbesinnung auf koranische Werte und Traditionen, die von den Gewohnheiten des Propheten, der Sunna, erklärt und ergänzt werden. Einen geringeren Stellenwert hat das Vorbild der Altvorderen, der Salaf.[18]

Wo leben die meisten Salafisten?

Ende März 2018 schätzte das Bundesamt für Verfassungsschutz die Zahl der Salafisten in Deutschland auf 11.000. Im Jahr 2011 hatte die Behörde der Szene noch rund 3.800 Anhänger zugerechnet, im Jahr 2013 waren es bereits 5.500. Auch Beobachter außerhalb der Sicherheitsbehörden gehen davon aus, dass die Szene seit etwa 10 bis 15 Jahren erheblichen Zulauf hat. Die Zahlen sollten dennoch mit Vorsicht betrachtet werden. Denn Experten weisen darauf hin, dass die 2011 veröffentlichte Zahl womöglich deutlich zu niedrig angesetzt war, weil den Behörden damals keine ausreichenden Informationen über die salafistische Szene vorlagen. Der Anstieg der veröffentlichten Zahlen könnte also auch seinen Grund darin haben, dass die Behörden möglicherweise nur genauer hinschauen und daher mehr Anhängerinnen und Anhänger als solche identifizieren. Vor allem aber ist die Zugehörigkeit zur salafistischen Szene nicht leicht zu definieren. Denn die Bewegung hat keine Vereinssatzung und kennt keine Mitgliederlisten. Die Frage, wer als "Salafist" beziehungsweise als "Salafistin" bezeichnet werden kann, bleibt eine Frage der Definition.

Die Menschen, die in der öffentlichen Debatte oder von den Sicherheitsbehörden als Salafisten bezeichnet werden, lehnen diese Zuschreibung zudem meist ab, nicht zuletzt weil der Begriff "Salafismus" in Deutschland sehr negativ besetzt ist. Sie bezeichnen das Wort "Salafist" daher gerne als "eine Erfindung der Medien".